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CIfA German Group

Tagungen

Jahrestagung 2025

Wann? - am Sa., 8. Nov. 2025, 10:00 Uhr ff.

Wo? - als Online-Veranstaltung

Thema: Gefahrstoffe in der Archäologie und angrenzenden Disziplinen

In der archäologischen Praxis begegnen Fachleute immer wieder Gefahrstoffen, die Risiken für Gesundheit oder Umwelt bergen – etwa Kampfmittel, Asbest, arsenhaltige Bronzen, Belastungen in Baudenkmälern oder Schadstoffe im Boden. Der richtige Umgang damit ist anspruchsvoll und oft fehlt es an Wissen, Erfahrung oder gezielter Schulung.

Unsere Onlinetagung informiert über Risiken und den fachgerechten Umgang mit Gefahrstoffen. Dabei beleuchten wir nicht nur die archäologische Perspektive, sondern auch angrenzende Bereiche wie Restaurierung, Museumsarbeit oder Osteoarchäologie. Das konkrete Programm folgt hier, sobald es feststeht.

Vorträge, noch ohne Reihenfolge und Uhrzeit

   (weitere folgen, sobald vorliegend)

Archäologische Ausgrabungen in Häusern – wie verhalte ich mich dort sicher? 

Stefan Klöckner (Restaurator in der Baudenkmalpflege, Biebergemünd) & Claus Bergmann (Untere Denkmalschutzbehörde des Main-Kinzig-Kreises, Gelnhausen)

Archäologische Ausgrabungen in historischen Gebäuden bergen spezifische Gefahren, die sich deutlich von denen klassischer Freilandgrabungen unterscheiden. Der Vortrag gibt einen praxisorientierten Überblick über potenzielle Risiken innerhalb von Gebäuden – darunter biologische Gefahren (z. B. Exkremente), historische und moderne Baustoffe (z. B. Schweinfurter Grün, Asbest, Holzschutzmittel) sowie durch parallel laufende Tätigkeiten anderer Gewerke verursachte Gefährdungen. Es werden zentrale Fragen zum sicheren Verhalten aufgeworfen und beantwortet: Wo können sich gefährliche Stoffe befinden? Woran erkenne ich sie? Wie kann ich mich wirksam schützen? Ergänzend werden Maßnahmen zur Gefahrenvermeidung und zum sicheren Arbeiten im Gebäude vorgestellt. Ziel ist es, das Bewusstsein für Sicherheitsaspekte bei archäologischen Arbeiten in Bauten zu schärfen und konkrete Handlungsempfehlungen zu vermitteln.

Können Bakterien Jahrhunderte überleben? 

Silke Klee (Zentrum für Biologische Gefahren und Spezielle Pathogene, ZBS2 „Hochpathogene mikrobielle Erreger“, Robert Koch-Institut, Berlin)

“Pestgräber auf Nürnberger Baustelle”, “Hunderte Skelette auf Leprafriedhof entdeckt”, “Milzbrandsporen im Boden belasten noch heute die Umwelt”. Solche Meldungen gehen immer wieder durch die Presse. Alle drei Erkrankungen, die heute in Deutschland (fast) nicht mehr vorkommen, in anderen Ländern aber immer noch eine Bedrohung für die Bevölkerung darstellen, werden durch Bakterien hervorgerufen. Stellt der Umgang mit Knochen aus einem Pestfriedhof oder mit Bodenproben aus einer stillgelegten Gerberei eine Gefährdung dar? Wie lange können Bakterien überleben und infektiös bleiben? Der Erreger des Milzbrands, Bacillus anthracis, ist aufgrund seiner resistenten Sporen gefürchtet, aber Yersinia pestis (Pest) und Mycobacterium leprae (Lepra) bilden keine Überdauerungsformen. 

Der Vortrag gibt einen kurzen Überblick über die Biologie der drei Bakterienspezies und nennt Beispiele aus der Literatur, in denen die Langlebigkeit der Milzbrandsporen dokumentiert ist. Es wird erläutert, wo Gefährdungen auftreten könnten, welches Risiko besteht und wie man sich beim Umgang mit potentiell kontaminiertem Material schützen kann. 

Things that go „boom“ – und andere Kontaminationen
Anke S. Weber (BG BAU, Frankfurt am Main)

Archäologische Ausgrabungen bergen nicht nur die typischen Gefährdungen des Erdbaus – etwa durch Erdbaumaschinen, Arbeitsmittel, körperliche Belastungen oder UV-Strahlung. Hinzu kommen besondere Risiken durch kontaminierte Böden auf Altlastenstandorten sowie durch Blindgänger und Munitionsreste aus dem Zweiten Weltkrieg. Idealerweise wird zur Minimierung dieser Gefahren bereits eng mit Kampfmittelortungs- und Räumfirmen zusammengearbeitet. Doch auch die Fundstücke selbst können eine unterschätzte Gefahr darstellen: Anhaftende oder enthaltene Schadstoffe können die Gesundheit gefährden. Besonders bei neuzeitlichen Objekten aus Auffüllungen oder verfüllten Bombentrichtern – etwa Flaschenfunden – empfiehlt sich daher ein genauerer Blick, bevor sie ins Inventar aufgenommen werden.

Grabung mit Nebenwirkungen – Schadstoffe und ihr Verhalten im archäologischen Bodenarchiv 

Christoph Genzel (Soilcast, Leipzig)

Böden haben nicht nur eine große Bedeutung als Pflanzenstandorte und Lebensräume, im archäologischen Kontext kommt ihnen auch eine herausragende Stellung als Archiv der Kulturgeschichte des Menschen zu. Seit Böden dem Menschen als Grundlage seiner Landnutzung dienen, sind sie jedoch auch stellenweise erheblichen Schadstoffeinträgen ausgesetzt. Derartige Kontaminationen können über lange Zeiträume in Böden erhalten bleiben und stellen für Grabende in der Gegenwart ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar. 

Der Vortrag beleuchtet die physikochemischen Prozesse, durch die Schadstoffe wie Schwermetalle, Pestizide oder Industriechemikalien in Böden gespeichert und dort über lange Zeiträume konserviert werden. Dabei werden grundlegende Mechanismen der Adsorption an reaktive Oberflächen beleuchtet, die die Mobilität und langfristige Überdauerung (Persistenz) von Schadstoffen in Böden bestimmen. Ziel des Beitrags ist es, Archäologinnen und Archäologen für typische Kontaminationsmuster zu sensibilisieren und ihnen einfache bodenkundliche Faustregeln an die Hand zu geben, mit denen sich das Vorkommen und Verhalten von Schadstoffen im Boden besser einschätzen lässt. So kann nicht nur die Sicherheit bei Geländearbeiten erhöht, sondern auch der Erkenntniswert archäologischer Bodenarchive erweitert werden.

Archäologische Begleitung der Sanierung des Akademischen Kunstmuseums in Bonn – ehemals Anatomisches Institut der Universität Bonn 

Eileen Kose (Archaeologie.de, Moers/Brühl)   

Seit 2022 laufen am Akademischen Kunstmuseum in Bonn Sanierungsarbeiten. Das Gebäude wurde 1824/25 als Anatomisches Institut der Universität Bonn gebaut und als solche bis 1872 genutzt. Seit 1885 ist das Gebäude mit Erweiterungen Institut für Klassische Archäologie und beherbergt in seinem angegliederten Museum gut 30 000 Fundstücke der antiken Welt. Bei den Sanierungsarbeiten werden Baustrukturen der Alten Anatomie freigelegt wie Sickerschächte, technische Anlagen und Fußböden. Auch der ehemalige Hofbereich der Anatomie wird untersucht. Dabei fallen die Befunde der Alten Anatomie durch eine hohe Bleibelastung auf, aber auch Quecksilber, Arsen und andere Schwermetalle werden regelmäßig detektiert. Das Arbeits- und Sicherheitskonzept, welches für die Arbeiten im und um das Gebäude herum erstellt worden ist und durch einen zweiten Gutachter geprüft und bestätigt wurde, beruht hauptsächlich auf Mischproben bezogen auf Arbeitsbereiche gemäß Bodenschutz- und Altlastenverordnung. 

Dabei fiel in Einzelproben eine punktuelle Quecksilber- und Arsenkontaminierung auf, die hohe Bleibelastung der Anatomiebefunde wurde mit dieser Methode jedoch nicht erfasst. Ein Grund dafür ist, dass die belasteten Horizonte z. T. nur mehrere Zentimeter mächtig sind oder kleinräumig auftreten und im Durchschnitt der Mischproben unauffällig bleiben. Durch die zusätzliche Nutzung eines mobilen Röntgenfluoreszenzgeräts können jedoch gezielt Befunde und Funde beprobt werden. Kontaminierte Bereiche können genau eingegrenzt und Funde entsprechend separiert werden. Die Kartierung der Messungen zeigt Aktivitätszonen (Leichenkonservierung, Herstellung von anatomischen Präparaten) und Abfallverhalten des Betriebs der Anatomie im 19. Jh. 

Stand: 28. Aug. 2025

Unsere vergangenen Tagungen finden Sie hier.

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